Dritte Leo Trepp Vorlesung am 15. März 2016 an der Boston University

20. März 2016
David Ellenson

Der frühere Präsident des Hebrew Union Colleges und Direktor des Schusterman Centers für Jüdische Studien an der Brandeis Universität, Rabbiner David Ellenson, sprach über die Bedeutung, die das Denken und die Lehren deutsch-jüdischer Religionsphilosophen auf das amerikanische Judentum hatten. Unter dem Titel “Wie Deutschland das moderne Judentum entwickelt – Und was wir heute daraus lernen können” erklärte Dr. Ellenson, dass Judentum auch heute kaum zu verstehen sei, wenn man sich nicht mit Denkern wie Leopold Zunz, Samson Raphael Hirsch, Abraham Geiger oder Zechariah Frankel auseinandersetze.

Professor Ellenson ist als Geschichtswissenschaftler auf die deutsch-jüdische Neo-Orthodoxie spezialisiert und hat sich sein Leben lang mit der Bedeutung und dem Einfluss des deutschen Judentums auseinandergesetzt. Mit seinen Veröffentlichungen und Untersuchungen zu jüdischem Denken, jüdischer Ethik und moderner jüdischer Geschichte hat Dr. Ellenson weltweite Reputation erlangt. Gunda Trepp wies darauf hin, wie wichtig diese Themen für ihren verstorbenen Mann gewesen seien, der in einem neo-orthodoxen Haushalt in Mainz aufgewachsen war und die Philosophie von Samson Raphael Hirsch und anderen deutsch-jüdischen Denkern Zeit seines Leben gelehrt und sich in Publikationen ausführlich damit auseinandergesetzt hat. In der Tradition dieses Denkens betonte Trepp sein Leben lang, wie wichtig ihm beides sei: Eine starke Verbundenheit mit der eigenen Religion und Kultur und Offenheit gegenüber der Welt und der Kultur anderer Religionen. Bevor Professor Ellenson mit seinem Vortrag begann, überreichte Gunda Trepp dem Elie Wiesel Center offiziell die Tora ihres verstorbenen Mannes. Dr. Trepp hatte es geschafft, die Tora aus Nazideutschland herauszubringen, als er das Land verlassen musste.

Die Rolle wurde zu einem Vermächtnis für ihn, und er wünschte sich, dass Juden sie irgendwann wieder nutzen würden. So beschloss Gunda Trepp, sie dem Elie Wiesel Center zu überlassen, in dem Wissen, dass dort junge Menschen mit ihr lernen, und die Studenten des benachbarten Hillel Hauses sie zu besonderen Gottesdiensten nutzen werden. Rabbiner Kevin Hale, ein Sofer (Toraschreiber) hat die Rolle ausgebessert, und der Künstler John Powell hat einen speziellen Holzkasten für sie geschreinert. Umrahmt war das Programm mit Musik aus den Nigune Magenza, einer Auswahl der Mainzer liturgischen Musik, die Rabbiner Trepp vor dem Vergessen bewahrte, indem er die nur mündlich überlieferten Texte und Melodien gemeinsam mit anderen in zweijähriger Arbeit auf CD herausbrachte. Wenn Sie mehr über die Veranstaltung erfahren und dir faszinierenden Ausführungen von Professor Ellenson hören wollen, besuchen Sie bitte die Website des Elie Wiesel Centers.