Ausgewählte Essays

In diesen ausgewählten Werken setzt sich Leo Trepp mit Fragen oder Entwicklungen auseinander, die ihn sein Leben lang beschäftigt haben und auf die im ‚Überblick über sein Werk‘ näher eingegangen wird.

Ein lebendiges, sich stets entwickelndes Judentum

Samson Raphael Hirsch, Neo-Orthodoxer Reformer

Leo Trepp hat sein Leben lang eine Verbindung zwischen Religiosität und einem ebenso tiefen Engagement für die Gesellschaft angestrebt. In dieser Form des Judentums, der Neo-Orthodoxie, wuchs er auf. Auch wenn deren Begründer, Samson Raphael Hirsch, in seinen Reformen aus Trepps Sicht nicht weit genug gegangen war, hat ihn dessen Denken und Wirken beeinflusst.

Die Philosophie von Franz Rosenzweig und die des Rekonstruktionismus

Trepp hat sich intensiv mit Franz Rosenzweig auseinandergesetzt. In diesem Beitrag von 1947 für das Magazin Reconstructionist vergleicht er dessen religiöse Philosophie mit dem sehr viel jüngeren Denken der Rekonstruktionisten. Beide, Kaplan und Rosenzweig, setzen sich mit dem Zionismus auseinander.

Mordecai Kaplan

Der Rekonstruktionismus nähert sich dem Judentum von innen und will es aus dieser Position heraus weiterentwickeln. Der Begründer dieser Bewegung, Rabbiner Mordecai Kaplan, war Leo Trepp trotz Differenzen stets Vorbild, Freund und Mentor. Ihre Korrespendenz währte über Jahrzehnte. Diesen Artikel für das Magazin Emuna schrieb Trepp 1975.
Religion – Gott und Israel

Gebete über das Land Israel

Leo Trepp hat in seinen letzten Jahren noch den Antizionismus erfahren, der oft ein schlecht verborgener Antisemitismus war. Es schmerzte ihn, ihn auch in Deutschland zu beobachten. Ohne zu wissen, was Israel den Juden stets bedeutet und wie sich der Zionismus entwickelt hatte, konnte man den Konflikt aus seiner Sicht nicht verstehen und diskutieren.

Die Schrift im Lichte des Talmuds

Der Talmud hält die mündliche Lehre schriftlich fest. Es gibt den Jerusalemer Talmud und den Babylonischen Talmud, der ausführlicher ist. Nur wenn die Nichtjuden das Verhältnis der Juden zum Talmud und damit zur Tora verstehen, können sie beginnen, das Gottesbild der Juden zu erfassen, schreibt Trepp.

Gedanken zur Stellung der Frau

Leo Trepp war ein Kämpfer für Gleichberechtigung. Er sah keine religiösen Gründe, Frauen nicht die gleichen Rechte zuzugestehen wie Männern. Hier zeigt er, dass selbst der Halacha – dem Religionsgesetz – zufolge den Frauen mehr Partizipationsmöglichkeiten eingeräumt werden könnten, als es vielerorts – unter Berufung auf die Halacha – getan wird.
Jüdische Identität

Parabel von den drei Ringen

Leo Trepp hat Lessing verehrt. Die Juden dürften dessen ‘Nathan, den Weisen’ aber nicht als Relativierung ihres eigenen Glaubens begreifen, erklärt er 1944. Durch eine Annäherung verschiedener Positionen, die darauf basiert, dass Unterschiede verwischt werden, entstehen seines Erachtens keine konstruktiven Dialoge.

Das Judentum und die Künste

Trepp Leo Trepp hat diese Reflexion „Einige Beobachtungen zu Literatur, Theater und Tanz in der antiken jüdischen Tradition“ genannt. Er plädiert dafür, dramatische und künstlerische Ausdrucksformen und Elemente, die in früheren Zeiten im Judentum üblich waren, wieder stärker einzusetzen. Das Foto zeigt Jüdinnen aus vier verschiedenen Kulturen nach einem gemeinsamen Gottesdienst mit Tanz.

Über das deutsche Judentum

Viele Juden in den Vereinigten Staaten sahen anfangs auf deutsche Emigranten herab. Diese seien mehr deutsch als jüdisch gewesen. In einem amerikanischen Magazin beschreibt Trepp 1946 die Position der deutschen Juden zu Fragen der Integration und Assimilation vor der Schoah, und ihre Stellung in der Gesellschaft.

Eine Slicha für den Holocaust

Kann es für die Juden auf Dauer eine geteilte Erinnerung an die großen Tragödien ihrer Geschichte geben? Wie sollen sie den Völkermord der Schoah erinnern, fragt Trepp 1986 in dieser Reflexion für das Magazin Judaism. Er plädiert dafür, das jüdische Gedenken an die Schoah von dem Gedenken der nichtjüdischen Gesellschaft zu unterscheiden.

Was sollen wir mit Deutschland machen?

‘Hass und Liebe sind untrennbar, das eine zerstört gänzlich, das andere heilt gänzlich’, schreibt Trepp. Er hat früh gefordert, mit den Gutwilligen unter den Nachkriegsdeutschen gemeinsam für eine stabile Demokratie zu arbeiten. Voraussetzung dafür war für ihn stets, dass sich die Nachfolgegeneration bewusst vom Antisemitismus lossagte und gegen ihn und gegen jede Form der Menschenverachtung kämpfte.
Dialoge

Gedanken zur interreligiösen Arbeit von Juden - Leo Trepp

1944 beleuchtet Trepp in diesem Essay im Magazin Reconstructionist die unterschiedlichen Interessen an einem interreligiösen Dialog. Für die Christen überwiegt das Interesse an einer anderen Religion, während für die Juden als kleine Minderheit immer auch der Wunsch und die Notwendigkeit hinzukommen, verstanden zu werden, um Diskriminierung zu bekämpfen.

Einige Betrachtungen der Kirche und der Juden nach dem Holocaust

Trepp überlegt in diesem Vortrag von 1992, ob und wie Juden und Christen der Schoah gemeinsam gedenken können, und welche Voraussetzungen es dafür gibt. Schon damals forderte er mehr Verständnis und Offenheit der Kirchen für den Staat Israel und dessen schwierige geostrategische Lage und politische Situation.

Der jüdisch-islamische Imperativ

Trepp plädiert für einen permanenten Dialog zwischen Judentum und Islam. Ohne ein gegenseitiges Verständnis der Religionen könne es keinen dauerhaften Frieden im Nahen Osten geben. Damit vertritt er bereits 1974 eine Position, die heute sowohl von vielen Israelis als auch von einigen arabischen Staaten vertreten wird.

Trialog der Religionen

Trepp beschreibt die Schwierigkeiten, die es anfangs in den siebziger Jahren in Gesprächen mit Christen und Muslimen gab, berichtet dann aber auch von positiven Erfahrungen einige Jahre danach. Da das Judentum jede ethische Religion als wertvoll erachtet, können Jüdinnen und Juden den ersten Schritt zu einem solchen Trialog aus seiner Sicht vielleicht einfacher gehen.

Die Wissenschaft des Judentums und die deutsche Universität

Die Vermittlung jüdischen Wissens stand im Zentrum des Lebens von Leo Trepp. So hat er sich früh für eine Etablierung des Faches ‚Jüdische Studien‘ an deutschen Universitäten. Allerdings sei es schwierig, wenn Nichtjuden obliege, die lebendige Religion und Kultur des Judentums zu vermitteln.