Themen und Ideen

Sozialer Aufbruch. Ein Land gestalten.
  • Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten sich junge europäische Juden und Jüdinnen in zahlreichen zionistischen Vereinigungen organisiert und begannen bald, sich auch praktisch auf die Ausreise nach Palästina vorzubereiten. Damals sah das Gebiet vollkommen anders aus als heute. Staaten wie den Irak oder Syrien gab es noch nicht. Das spätere Israel bestand, wie andere Flächen herum auch, größtenteils aus Wüste und Sumpf. Viele Kibbuzim widmeten sich der Landwirtschaft, um unter diesen Bedingungen Lebensmittel zu erzeugen. Wie in anderen Ländern betrieb die Hachschara Bewegung auch in Deutschland Betriebe, um junge Europäer darauf vorzubereiten. Informiert Euch über deren Arbeit. Findet Ihr heute noch Spuren dieser Geschichte?

  • Sport- und Wandervereine hatten von Beginn an einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Wie verbindet das Sportleben der beiden Nationen die Staaten Deutschland und Israel? Und worin unterscheiden sie sich?

  • Wie lernt man besser und nimmt alle mit? Wie kann man auf benachteiligte Menschen besser zugehen und mit ihnen arbeiten? Dies sind Fragen moderner Erziehung und Pädagogik sowie der Sozialarbeit. In Deutschland hat es in diesen Bereichen bereits im frühen 20. Jahrhundert Reformansätze gegeben, die später auch in Kibbuzim übernommen oder weiterentwickelt worden sind.

  • Ein Beispiel dafür ist die Theodor-Herzl-Schule in Berlin, die schon in den frühen 20-er Jahren ein Modell anwandte, das den ganzen Menschen in den Blick nahm. Die Schüler sollten nicht nur Mathe und Deutsch lernen, sondern sich neben diesem Schulwissen auch mit gesellschaftlichen und moralischen Fragen auseinandersetzen und eine Haltung entwickeln. 

  • Auch die Pädagogen des Ahawa Kinder-und Jugenddorfes in der Nähe von Haifa haben von Beginn an mit fortschrittlichen Methoden gearbeitet. Das Dorf ist aus einem Waisenhaus in der Auguststraße in Berlin-Mitte entstanden, das 1938 nach Palästina zog. 

  • Insgesamt hatte das moderne Denken vieler jüdischer Reformer auch auf die spätere Sozialarbeit in Israel großen Einfluss.

  • Überlegt Euch Fragen zu Euren Themen, mit denen Ihr Euch in Eurer Arbeit beschäftigen könnt. Fallen Euch schulische oder andere Reformideen ein, die ihren Anfang in Deutschland oder anderen Ländern nahmen und dann in Israel umgesetzt wurden? Was denkt Ihr über die Idee des Kibbuz’? Was haltet Ihr davon, gemeinsam zu arbeiten und den Erlös in eine Gemeinschaftskasse fließen zu lassen? Oder zum Beispiel davon, junge Menschen als Gesamtpersönlichkeiten anzusehen und das Lernen entsprechend zu gestalten? Erforscht solche Ideen und schaut, was aus ihnen geworden ist. 

 

Biographien
  • Es gibt ungezählte Persönlichkeiten, die direkt oder indirekt mit der Gründung Israel und/oder dem Leben dort verbunden sind. Denkt an Menschen aus der Politik, der Kultur oder anderen Bereichen. Erforscht ihren Lebensweg, ihre Ideen und Philosophien und politischen Haltungen. Warum findet Ihr diese Person wichtig? Was macht sie wichtig oder hat sie zu bestimmten Zeiten für die Gesellschaft wichtig gemacht? Welche Entwicklungen hat die Person geprägt? Welchen Einfluss hat sie immer noch? Es gibt zu viele Menschen, die in Frage kommen. So nennen wir hier niemanden, denn gleichzeitig würden wir damit eine andere ebenso faszinierende und interessante Persönlichkeit nicht nennen. Überlegt Euch, welches Thema zu Israel Euch am meisten interessiert und seht, ob Ihr dazu eine Persönlichkeit findet, die mit diesem Thema eng in Verbindung steht.

 

Multikulturelle Gesellschaft
  • Im jüdischen Staat leben verschiedene Ethnien und Religionen auf oft engem Raum zusammen. Es gibt Konflikte, die verschiedene Ursachen haben. Doch meist funktioniert der Alltag. Untersucht das Leben der Bevölkerungsgruppen in Israel. Wählt eine Gruppe aus, mit der Ihr Euch besonders beschäftigen wollt.

  • Die große Mehrheit der Gesellschaft, über drei Viertel der Bevölkerung, ist jüdisch. Juden und Jüdinnen aller Couleur haben seit der Zerstörung des zweiten Tempels ohne Unterbrechung in Israel gelebt. Woher kamen im 19. Jahrhundert die ersten Neu-Zuwanderer? Wo haben sie sich niedergelassen? Was brachte sie gerade an diesen Ort? Welche Bedingungen haben sie vorgefunden? Und als was haben sie gearbeitet?

  • Misrachische Juden haben ihre Heimat im Nahen Osten bereits seit Jahrtausenden. In Ländern wie Ägypten oder Marokko kamen später sephardische Juden dazu, die aus Spanien oder Portugal geflohen waren. Nach der Gründung Israels drangsalierten arabische und nordafrikanische Staaten in der Nachbarschaft ihre jüdischen Bürger. Oft entzogen sie ihnen zunächst Papiere und Besitz, um sie anschließend zu vertreiben. Und immer wieder gab es in Ländern wie Syrien, Ägypten oder dem Irak massive Gewalt gegen Jüdinnen und Juden.

  • Rund 800.000 der jüdischen Bürger verließen ihre Länder, in denen sie bereits zu Hause gewesen waren, als sich andere Religionen und Kulturen in der Region erst formierten. Die Mehrheit floh nach Israel. Erzählt Geschichten über diese Menschen. Aus welchen Ländern genau kommen die sephardischen und misrachischen Jüdinnen und Juden, die heute in Israel leben?

  • Und woher kommen die aschkenasischen Jüdinnen und Juden in Israel? Warum und wie kamen sie in das Land?

  • Mit den Flüchtlingen aus Äthiopien und dem Jemen kamen viele schwarze und dunkelhäutige Jüdinnen und Juden ins Land. Ihre gesellschaftliche und ökonomische Situation in Israel hat sich in den vergangenen Jahren verbessert.

  • Die letzte größere Gruppe waren Flüchtlinge aus der Ukraine. Doch die weitaus meisten neuen Bürger*innen Israels der letzten Jahrzehnte kamen aus der früheren Sowjetunion.

  • Man sieht die Diversität der Gesellschaft in jeder Straße und an jeder Ecke. Und oft schmeckt man sie. Denn die Bürger•innen haben meist auch ihre kulinarischen Traditionen mitgebracht, daneben ihre traditionellen Kleidungen, ihre Musik und ihre Art des Gottesdienstes. Worin liegen die Vorteile einer solchen bunten Gesellschaft? Wie in allen Ländern gibt es auch in Israel manchmal Schwierigkeiten mit der Integration. Woher können Probleme kommen? Was denkt Ihr? Kennt Ihr etwas Ähnliches aus Deutschland?

  • Überlegt Euch Fragen und eine Aufgabenstellung, die Ihr dann bearbeitet. Setzt einen Schwerpunkt in Eurer Arbeit. Versucht, Kontakt mit Menschen aufzunehmen, die Ihr dazu befragen könnt. Dabei könnt Ihr Euch beispielsweise auf eine Person konzentrieren, eine Familie oder eine Gruppe. Das Leben durchschnittlicher Menschen hat oft außerordentliche Geschichten zu erzählen. Ihr könnt Euch aber auch mit einer jüdischen Idee auseinandersetzen, die in Israel etwas Bestimmtes erreichen wollte. Oder ihr beschäftigt euch mit einer Bewegung oder einer Gemeinschaft von Juden und Jüdinnen, die als Gruppe für etwas gekämpft haben. Oder mit den Fluchtgeschichten einzelner Gruppen.

  • Welche Bedeutung haben Sprache, Kultur und die Art, wie sie ihre Religion ausüben, für die verschiedenen Bürger*innen?

  • Ein Beispiel für die Vielfalt ist der Gesang. Ebenso stark wie im kulinarischen Bereich sehen wir die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse in der Musik. In Israel singen jüdische und arabische Sänger*innen in allen möglichen Sprachen – über hebräisch und arabisch in seinen verschiedenen Variationen bis hin zu türkisch und englisch.

  • Lieder in Ladino, die ursprüngliche Sprache vieler sephardischer Juden, hören sich anders an als die arabischen Stücke marokkanischer Juden und schaffen eine völlig andere Atmosphäre. Und wiederum ganz verschieden davon sind die wunderbar rhythmischen Interpretationen der jemenitischen Juden. Wie unterscheiden sich die einzelnen Musikrichtungen? Was erzählen sie über die jeweilige Kultur und Geschichte der Interpret*innen? Welchen Einfluss hat die internationale Szene auf die Entwicklung des Gesangs und seiner vielen verschiedenen Formen in Israel gehabt? 

 

Tanzen. Tanzen. Tanzen.
  • Den Tanz als künstlerische oder auch nicht-künstlerische Ausdrucksform kennen die Jüdinnen und Juden seit jeher. Oft drückte sich im Tanzen das Bedürfnis aus, die Freude an dem Wort Gottes physisch auszudrücken. Wir kennen die Geschichte von König David, der vor der Bundeslade tanzte. In den Vorhöfen der beiden Tempel wurde getanzt. Und der Talmud erzählt uns, dass die Jugendlichen zum Tanzen in die Weinberge gingen. Das Bedürfnis, die Ehrfurcht vor dem Wort Gottes auch körperlich auszudrücken, sehen wir immer noch bei religiösen Juden, wenn sie sich beim Beten und Lesen des Talmuds rhythmisch bewegen.

  • Im Mittelalter hatten Juden ihre eigenen Tanzhäuser, die sie selbst nach Pogromen wieder errichteten. An Simchat Tora, an dem Jüdinnen und Juden feiern, dass sie die fünf Bücher Moses durchgelesen und gelernt haben (und gleich wieder von vorn anfangen), tanzen sie in ausgelassener Stimmung mit den Torarollen. Und in allen Richtungen im Judentum haben sich in der Liturgie Reste des körperlichen Ausdrucks erhalten.

  • Wie wir gesehen haben, ist die israelische Kultur von vielen unterschiedlichen Einflüssen geprägt. Das bedeutet, dass es auf jedem Kunstgebiet ungezählte Ausdrucksformen gibt. Das gilt besonders für Tanz und Gesang. Jede einzelne Gruppe im Land hat ihre eigene Tradition und hat im Laufe der Jahre neue Formen in deren Interpretation entwickelt.

  • So hat die Hora, der berühmte jüdische Volkstanz, eine vollkommen andere Geschichte als es beispielsweise die äthiopischen und jemenitischen Tänze haben. Im Laufe der Jahre hat sich daneben aus vielen verschiedenen jüdischen Kulturen eine eigene israelische Tanzkultur entwickelt.

  • Was erzählen Tänze heute über die Geschichte und Kultur eines Landes? Wie werden alte Ausdrucksformen in neue eingebunden? Wie beeinflussen sie die modernen israelischen Tanztheater? Welche Rollen spielen dabei die Religion und Kultur?

  • Überlegt Euch, ob Ihr Euch eher mit einem Trend auseinandersetzen wollt oder einer Kunstform. Erforscht die Wurzeln dessen, womit Ihr Euch beschäftigt. Wie sah die Entwicklung aus? Wie unterscheiden sich Vergangenheit und Gegenwart?

 

Klimawandel. Wassermangel. Lösungen?
  • Wie die meisten Staaten kämpft auch Israel mit einem zeitweise extremen Wassermangel. Ohnehin sind die Flächen des jüdischen Staates trocken, viele Gebiete sind Wüste oder wüstenähnlich. Das Tote Meer steht in Gefahr, alles Wasser zu verlieren. Welche Bestrebungen gibt es, Wasser zu sparen? Erforscht Ursachen des Problems und den Umgang damit. Was sind besondere Schwierigkeiten, und wie sieht die Kooperation mit anderen Staaten aus? Schon heute ist das Land weltweit führend in der Wiederaufbereitung von Abwasser. Was wisst Ihr darüber? Oder über die verschiedenen Irrigationssysteme, mit denen im Negev zum Beispiel landwirtschaftlliche Flächen bewässert werden? Trotz aller Schwierigkeiten erwirtschaften viele Betriebe Obst und Gemüse. Was wisst Ihr generell über die Landbearbeitung in Israel? Kennt Ihr Überlegungen und Strategien verschiedener Gruppen, weitergehende und umfassendere Lösungen bei der Einsparung von Wasser zu finden? Bei diesem Thema habt Ihr die Möglichkeit, auf verschiedene Weise mit Partnern in Israel zu kooperieren oder sie dazu in einem Zoom-Gespräch oder schriftlich zu befragen.

  • Auch der Klimawandel mit all seinen Folgen stellt Israel vor große Schwierigkeiten. Könnt Ihr Euch vorstellen, was die besondere Herausforderung in einem so kleinen Land mit permanentem Bevölkerungswachstum ist? Gerade hat die Regierung hunderte von Millionen Schekel bereit gestellt, um die Forschung in den nächsten Jahren auf dieses Problem zu fokussieren. Wie können Lösungen aussehen? Was schlagen einzelne Gruppen vor? Israel ist eine der führenden High-Tech Nationen der Welt. Bei der Entwicklung moderner Systeme für die Abwasseraufbereitung werden innovative Lösungsansätze genutzt. Nun wünscht sich die israelische Regierung von den zahlreichen Startups und Technologieunternehmen im Land, dass sie sich auch bei der Entwicklung neuer Technologien und Software stärker auf Umweltprobleme fokussieren.

  • Könnte man künstliche Intelligenz oder andere Systeme einsetzen im Kampf gegen den Klimawandel? Könnt Ihr Euch vorstellen, dass es mal eine App gegen den Klimawandel geben wird? Die Jugendorganisation des NABU, die NAJU heißt, hat eine enge Partnerschaft mit der israelischen Jugendorganisation Society for the Protection of Nature Israel (SPNI) aufgebaut, die sich ebenfalls auf die Arbeit mit Jugendlichen konzentriert. Schaut Euch die Webseiten der beiden Organisationen an und seht, ob Ihr Themen findet, die Euch interessieren.

  • Findet Ihr andere israelische Non-Profit-Gruppen, die sich sich ebenfalls mit diesen Themen oder anderen Umweltfragen beschäftigen und vielleicht in dieselbe Richtung gehen? Einige von ihnen denken, dass sich bisher zu wenige Wissenschaftler in Israel auf die Bedrohung durch den Klimawandel fokussieren. Könnte sich das durch die Initiative der Regierung ändern? Vielleicht habt Ihr Lust, allein oder gemeinsam mit Gruppen in Israel über diese wichtigen Fragen nachzudenken.

 

Wie in den anderen Kategorien seid Ihr auch hier in Eurer Schwerpunktsetzung vollkommen frei.