Berühmte Konvertiten

Bis zum fünften Jahrhundert hat das Judentum aktiv um Proselyten geworben. Konvertiten wurden als Bereicherung für das Volk angesehen. Wer jüdisch wird, verpflichtet sich auf Dauer, ein Leben vor Gott zu führen. Er müsse den Geboten der Tora folgen, schreibt Trepp, die immer verbunden seien mit der Verantwortung für die Ethik in der Welt: „Die Auserwähltheit des Juden besteht in der Verantwortung.“ Der erste Mensch, der dem einig-einzigen Gott in jeder Weise folgen will, ist Abraham, der damit der erste Konvertit und Jude wird und den Monotheismus begründet. Er entscheidet sich, Gott zu folgen, weil er die Vielgötterei, Korruption und Menschenfeindlichkeit in seiner eigenen Gesellschaft nicht mehr erträgt. Er hört auf die Stimme dieses neuen Gottes, verlässt seine Heimat und nimmt in Kauf, dass er, wohin er nun auch kommt, ein Fremder sein wird. Das prägt ihn. Die Tora beschreibt ihn als jemand, der alle Menschen liebt, die gut sind, unabhängig davon, was sie glauben oder woher sie kommen. Später werden die Juden als fremdes Volk von den Ägyptern versklavt. Sie lernen von dem Beispiel des ersten Konvertiten und Juden Abraham und agieren Fremden gegenüber anders. Die Tora verpflichtet die Juden immer wieder neu, ihre Liebe und Fürsorge stets auch auf den Fremdling auszuweiten.

Die Moabiterin Ruth, einem Midrasch zufolge eine Prinzessin, heiratet in Moab einen Juden, der dort zusammen mit seinen Eltern und seinem Bruder sein Glück gesucht hat, aber nicht findet. Die drei Männer sterben in der Fremde. Ruths Schwiegermutter Naomi will nach Juda zurückkehren. Sie rät Ruth ab, als diese mit ihr gehen möchte. Sie weiß, dass Ruth in Moab ein gutes, respektiertes Leben führen kann, während sie in Juda mittellos wäre. Doch Ruth lässt sich nicht abweisen. Sie verspricht Naomi, ihr zu folgen, wo auch immer sie hingehe, und mit den Worten „Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott“ bekennt sie sich zum Gott der Juden. Gemäß dem Talmud, so schreibt Trepp, ist dies ein formeller Übertritt. Ruth heiratet den wohlhabenden Grundbesitzer Boas, der sich wegen ihrer Hingabe zum jüdischen Gott und der Treue zu ihrer Schwiegermutter von ihr angezogen fühlt. Sie wird die Vorfahrin des berühmten Königs David.

Auch später beweisen zahlreiche Konvertiten in schwierigsten Situationen ihre Treue zum jüdischen Gott. Trepp schreibt ausführlich über den Baron Ernst von Manstein, einen Neffen des Generalfeldmarschalls in der Wehrmacht, Erich von Manstein. Ernst verlässt seine adelige Familie schon als junger Mann, um als Jude zu leben. Später will er nach Palästina auswandern, was die Nationalsozialisten verhindern. Die Katholikin Paula Winkler, die spätere Ehefrau von Martin Buber, lernt ihn 1899 kennen und konvertiert im Jahr 1907. Die Schriftstellerin wird 1935 aus der Reichsschriftkammer ausgestoßen (wie ihr Ehemann auch). 1938 gehen Martin und Paula Buber nach Palästina, wo sie neu beginnen. In der Pogromnacht zerstört ein nationalsozialistischer Mob ihr Haus und die zurückgelassenen Möbel und Bücher im heimatlichen Heppenheim.

Die Schauspielerin Elisabeth Taylor, deren hebräischer Name Elisheba Rachel war, wird dem Judentum bis zu ihrem Lebensende treu bleiben. Nach dem Tod ihres jüdischen Ehemannes Mike Todd führt sie monatelang Gespräche mit einem Rabbiner, lernt intensiv mit ihm und tritt über. Sie nimmt ihre Religion ernst. Ihren neuen Partner Eddie Fisher, ebenfalls jüdisch, heiratet sie unter der Chuppa. Ihr Leben lang arbeitet sie aktiv für jüdische Wohlfahrtsprojekte und Belange des Staates Israel. Sie liebt das Land und besucht es regelmäßig. Taylor wird in einer jüdischen Zeremonie beigesetzt.  

 

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