Rabbinerseminare
Vielen Juden waren die Neuerungen von Hirsch von der Orthodoxie hin zur Neo-Orthodoxie nicht weit genug gegangen. Abraham Geiger (22.5.1810 bis 23.10.1874) wurde zu einem Führer der Reformbewegung. Er sah in den Mitzwot Vorschriften, die jeder aus eigener Überzeugung einhalten kann und nicht aus einer auferlegten Pflicht heraus befolgen muss. Er trat für die völlige Gleichberechtigung der Frauen in Synagoge und Gemeindeleben ein.
Der Rabbiner Zacharias Frankel (30.9.1801 bis 13.2.1875) denkt ebenfalls modern, doch lehnt er überstürzte Reformen ab und will, dass sie sich in den Gemeinden organisch entwickeln. Die Tora sei dem Volk zur Weiterentwicklung gegeben. Er begründet das konservative Judentum.
Alle drei Richtungen gründen Rabbinerseminare. Zacharias Frankel wird erster Direktor des Jüdisch-Theologischen Seminars in Breslau (gegründet 1854), in dem die meisten liberalen Rabbiner ihre Ausbildung erhalten. Die Reformbewegung errichtet 1870 die Hochschule (später Lehranstalt) für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. Nicht einmal einen Kilometer weiter gründet die Neo-Orthodoxie 1875 ihr Rabbinerseminar. Alle Ausbildungsstätten fühlen sich der Synthese von jüdischem Wissen und weltlicher Kultur verpflichtet.