Trepp überlegt in diesem Vortrag von 1992, ob und wie Juden und Christen der Schoah gemeinsam gedenken können, und welche Voraussetzungen es dafür gibt. Schon damals forderte er mehr Verständnis und Offenheit der Kirchen für den Staat Israel und dessen schwierige geostrategische Lage und politische Situation.
Trepp plädiert für einen permanenten Dialog zwischen Judentum und Islam. Ohne ein gegenseitiges Verständnis der Religionen könne es keinen dauerhaften Frieden im Nahen Osten geben. Damit vertritt er bereits 1974 eine Position, die heute sowohl von vielen Israelis als auch von einigen arabischen Staaten vertreten wird.
Die Vermittlung jüdischen Wissens stand im Zentrum des Lebens von Leo Trepp. So hat er sich früh für eine Etablierung des Faches ‚Jüdische Studien‘ an deutschen Universitäten. Allerdings sei es schwierig, wenn Nichtjuden obliege, die lebendige Religion und Kultur des Judentums zu vermitteln.
2009 erzählt Leo Trepp einem Tonregisseur und seiner Frau zwei Tage lang über sein schicksalsreiches Leben – als Deutscher, als Jude und als Amerikaner. 2018 nutzt seine Frau unter anderen diese Dokumente, um seine Biographie zu vervollständigen. Doch schon 2014 erarbeitet sie mit Gabriele Diedrich von der Paul Lazarus Stiftung in Wiesbaden ein Hörbuch, das in der Edition ‚Zeugen einer Zeit‘ erscheint. In insgesamt zwölf Kapiteln erzählt der Gelehrte hier nicht nur die Geschichte eines deutschen Juden, dessen Familie ermordet und dessen Heimat ihm „gestohlen“ wurde, wie er es nannte, sondern die eines Mannes, der sich allen Herausforderungen mit einer tiefen Menschenliebe, mit Disziplin und mit Gottvertrauen stellt.
Seit frühester Zeit sahen Nichtjuden das Judentum und die Menschen, die es praktizieren, als fremd und anders und damit oft gleichzeitig als minderwertig an. Schon die Griechen und Römer verurteilten die Weigerung der Juden, deren Götter zu akzeptieren und von ihren Vorschriften wie Beschneidung oder koschere Speisen abzuweichen.
Der frühe Reformer versucht die Menschen „mitzunehmen“, wie man heute sagen würde. Er hatte verstanden, dass eine Reform ohne die Menschen eine Reform gegen die Menschen ist und zu mehr Schaden als Nutzen führen konnte.