Was zählt im Judentum – Gott – Mitzwot

Gott kann für die Juden begrifflich nicht erfasst werden, was für Leo Trepp unwesentlich ist. Juden folgten dem lebendigen Gott durch die Einhaltung der Mitzwot. Von den insgesamt sechshundertdreizehn rufen zweihundertachtundvierzig zum aktiven Handeln auf, diese Zahl entspreche den Teilen des menschlichen Körpers, was die Wichtigkeit des aktiven Einsatzes unterstreiche. Es seien die Mitzwot als Grundlage des sozial gerechten Handelns, die den Juden zu Gott führen. Das Judentum sei weniger Glaubensbekenntnis als Leben vor Gott, sagt Trepp. Doch wenn es auch stimme, dass für die Rabbiner das richtige, das ethische Handeln so wichtig, dass sie Gott im Talmud die Worte in den Mund legten, „Stünden sie vor der Wahl, mich zu vergessen, um meine Mitzwot einzuhalten, so sollen sie lieber mich vergessen, um meine Mitzwot zu befolgen“, so sei es eben doch keine Werkgerechtigkeit, schreibt er 1969, denn Gott bleibe der Grund aller Gebote der Tora. Die Verbindung zwischen Mitzwa und Tora ist also essentiell. Das Lernen der Tora selbst ist laut Trepp eine Mitzwa, die letztendlich zu Gott führt. „Gott und Mitzwot sind so unauflöslich verbunden wie Ruf und Antwort. Wer antwortet, wird des Rufers bewusst. Wer sein Dasein auf Gottes Mitzwot gründet, dem wird Gottes lebendiges Dasein offenbar“, schreibt er. Nicht nur fehlt ohne diese Verbindung die Grundlage für die Mitzwot – sie werden damit unverbindlich.

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Zerrbild des Juden, einige Worte zum Antisemitismus

Seit frühester Zeit sahen Nichtjuden das Judentum und die Menschen, die es praktizieren, als fremd und anders und damit oft gleichzeitig als minderwertig an. Schon die Griechen und Römer verurteilten die Weigerung der Juden, deren Götter zu akzeptieren und von ihren Vorschriften wie Beschneidung oder koschere Speisen abzuweichen.